Hochzeitsrede von Frank

                                 (als Requisit hatte er eine brennende Kerze, die er uns während der Rede überreichte) 

In jedem junge Ehebunde  
gibt’s hier und da mal eine Stunde,
wo ER nicht will, wie SIE es möchte
und SIE nicht so, wie ER sich´s dächte.

Nur selten sind es wichtige Sachen,
die dann Verdreißlichkeiten machen.
Nein, meistens sind es Kleinigkeiten,
so recht "Pantoffel-Streitigkeiten".

Vielleicht ist mal der Sonntagsbraten
nicht gar so gut wie sonst geraten,
vielleicht ist mal ein Knopf wohl lose,
am Ofen fehlt die Streichholzdose.

Vielleicht, daß mal das Haushaltsgeld
dem Beutel all zu rasch entfällt.
Weil er ist sparsam und sie flott,
weil ER will "Hüh" und SIE will "Hott"!

Daß durch den Ton, in dem ER redet,
die andere sich fühlt angeödet.
Kurzum - genug - ein solcher Fall,
ereignet sich wohl überall.
Und es wäre falsch, sich drum zu grämen,
sich voreinander gar zu schämen!

Zwei junge Pferde, die vorm Wagen,
die ungewohnten Zügel tragen,
die müssen sich auch erst gewöhnen;
zuletzt trabt doch im gleichen Schritt
wenn´s eine läuft, das andere mit.

Doch eins ist klar: Je länger es dauert,
daß man mit Trotz sich rings ummauert,
daß um so länger es dann währt,
bis man im alten Gleise fährt.

Darum rat ich Euch: Vergleicht Euch friedlich!
Ist solch ein Zustand denn gemütlich?

Wenn ER in seine Zeitung guckt,
und SIE am Fenster steht und schluckt!
Wenn einer brummt und einer mault
und man sich voreinander grault.

Leis tickt die Uhr, stumm sind die Wände,
es rührt keiner Mund noch Hände,
weil einer meint, er sei im Recht;

Obgleich man sich vertragen möchte,
kann man so schwer sich überwinden,
so schwer das erste Wörtlein finden.

Ach > wie ist doch der Anfang schwer,
ja > wenn das erste Wort nicht wär.

An solchen Fall hab ich gedacht
und Euch dieses Ding heut mitgebracht.
Warum? Wozu? ... hör ich Euch fragen,
wenn Ihr´s nicht wißt, will ich es sagen:

Viel leichter als dieses Wort zu finden,
ist es, ein Kerzlein anzuzünden.
Ratsch, macht man mit dem Streichholz so
und gleich darauf brennt´s lichterloh!

Das stellt in Euer Kämmerlein.
Und tritt ein solcher Fall mal ein,
dann zünde der, der´s redlich meint,
das Kerzlein an, daß hell es scheint.

Daß es dem andere möge sagen:
"Ich möchte´mich ja so gern vertragen!"

Ihr könnt dem Kerzlein ganz vertrauen
und ganz auf die Vermittlung bauen.

Sein Licht ist ein für allemal -
ganz unparteiisch, ganz neutral.

Und ist es abends, ist´s am Tage,
es reagiert auf keine Klage.
Noch gibt es gar dem anderen Recht,
weil es nur eins erreichen möchte ........,
daß wieder Friede zieh´ ins Haus
und Liebe strahle von ihm aus.

Drum ruft das Licht dem anderen zu:
"blas mich doch aus, dann habt Ihr Ruh!"
Und weil man ja zum Blasen muß,
den Mund schön spitzen ....... wie zum Kuß,
so gebt Euch den!........................

Die Kerze lacht: "Das haben wir drei gut gemacht!"

Der Kerzenrauch, gar sanft gekräuselt,
den Ehefrieden blau umsäuselt.

Nur eins möchte´ ich wohl noch erfahren,
wenn auch nicht heute, so nach Jahren ....
denn heut´ könnt man´s noch nicht entscheiden,
wer wohl der Klügere ist von beiden
und wohl zumeist das Kerzlein entzündet zu hellem Schein.

Und wer wohl als der Dümmere meist,
dem Licht ausblasen muß den Geist.
Denn das ist eine alte Sach´:
Zuerst gibt stets der Klügere nach!

Noch gibt´s ein Letztes zu vermeiden:

Es könnte einer von Euch beiden,
des Streitens ....... müde vielleicht sagen:
"Ich möcht´ mich ja so gern vertragen,
doch ist mir grad´ kein Streichholz nah",

dafür ist dann dieses Döschen da!

                                                                                                                                               (... und überreichte uns eine Streichholzdose)

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